Es gibt viele Vereine, die sich dem Schnupfen verschrieben haben. Einer davon ist der SC Unterbuch, Unterbuch wiederum ist ein Daitinger Ortsteil. Die erfolgreichsten Vereinsmitglieder des SCU leben aber im Ries, in Amerdingen. Und von ihnen kann man sich in die Geheimnisse des Schnupfens auf höchsten Niveau einweihen lassen. Denn Karin Schneider, Regina Eder-Strobel und Petra Leinfelder vereinigen nicht weniger als 19 Weltmeistertitel auf sich. Die drei haben inzwischen so viele Pokale zu Hause, dass sie gar nicht wissen, wo sie die alle unterbringen sollen.
Im Haus der fünfmaligen Einzelweltmeisterin Petra Leinfelder thront nur der Weltpokal im Wohnzimmer, ansonsten erinnert nichts an ihre erfolgreiche Karriere als Schnupferin. Begonnen hat alles 1997, als die „Nasensportler“ des SC Unterbuch– wohlgemerkt die Herren – Weltmeister wurden. Die weiblichen Fans, die damals dabei waren, wurden aufgefordert, es doch auch mal mit dem Schnupfen zu probieren. Und zwar nicht nur einmal, sondern so oft, dass es ihnen langsam auf die Nerven ging und sie es – nur „damit a Ruah isch“ – doch probiert haben. Um es kurz zu machen: Seitdem sind sie so oft es geht donnerstags im Training, haben auch jahrelang zu Hause trainiert, will sagen, sich täglich zehn Dosen Schnupftabak reingezogen. Die Frauen haben schon längst ihre männlichen Vereinsmitglieder in Sachen Erfolg haushoch überflügelt.
Schon 1998 gingen sie erstmals an den Start, mit dem Ziel, nicht Letzte zu werden – und gewannen. Seitdem eilen sie von Erfolg zu Erfolg und sind im Teamwettbewerb seither ungeschlagen. So auch 2022. Die Herausforderungen bei solch einem Wettbewerb gestalten sich folgendermaßen: Es gewinnt, wer in einer Minute möglichst viel von den vorgegebenen fünf Gramm Schnupftabak in der Nase unterbringen kann.
Es wird bis aufs Tausendstel Gramm genau gewogen, jeder erhält ein genormtes Behältnis, aus dem er den Tabak idealerweise komplett leer schnupft. Es geht einerseits um die Menge, andererseits auch um die Sauberkeit (sozusagen die B-Note), für die die Kampfrichter (für jeden Teilnehmer einen, plus Oberschiedsrichter) Punkte auf einer Skala von 0 bis 20 vergeben, die zusammen mit der Menge gewertet werden. 170 Männer und 47 Frauen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA haben an der letzten Weltmeisterschaft teilgenommen, ausgetragen wurde das Event diesmal in Sinsheim/Deutschland.
Schnupferinnen aus dem Ries sind schon bei "Bares für Rares" aufgetreten
„Natürlich ist unser Sport völlig abgefahren“, sagt die zweifache Einzel-Weltmeisterin Regina Eder-Strobel, die im richtigen Leben Fachlehrerin ist, aber durch ihre Bekanntheit inzwischen schon in mehreren Fernsehshows wie „Bares für Rares“, „Wir in Bayern“ oder auch der „Küchenschlacht“ aufgetreten ist, wo sie beispielsweise Spitzenkoch Johann Lafer in die Geheimnisse des Schnupfens einweihte. Auch die Metzgerei-Fachverkäuferin Petra Leinfelder– allein sie ist fünfmalige Einzelweltmeisterin – hat so eine Fernsehshow-Tour hinter sich, sagt aber, dass ihr so etwas nicht wirklich wichtig sei: „Mir geht es um den Spaß, die Geselligkeit, den Teamgedanken und den Zusammenhalt im Verein, der schon ein großes Stück Tradition ist.“
Auch Karin Schneider, Heilerziehungspflegerin bei der Lebenshilfe in Nördlingen und das „jüngste“ Mitglied im Schnupfclub, nennt die Kameradschaft als das wirklich Schöne an ihrem gemeinsamen Hobby. Inzwischen treffen sich die drei jede Woche in Amerdingen zum Training. „Auch wenn es nicht so seriös betrachtet wird, wie wir es uns wünschen würden“, sagen die Frauen unisono, „wir betreiben unseren Sport mit dem nötigen Ernst und Ehrgeiz.“ Den sie auch bei den nächsten Welttitelkämpfen als Titelverteidigerinnen an den Tag legen werden, 2024 im schweizerischen Luzern.