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Landkreis Aichach-Friedberg
Pandemie und Alkohol: Jugendliche trinken noch, aber nicht mehr bis zum Rausch
2021 kamen in Bayern weniger Jugendliche wegen Alkoholmissbrauchs in die Klinik. Getrunken wird aber weiterhin, wie die Erfahrung etwa im Juze in Aichach zeigt.
365173173       -  Symbolbild Fasching Alkohol Beim Faschingsball in Oberwaldbach haben zwei alkoholisierte Männer randaliert und einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst.
Foto: Rolf Vennebernd/dpa | Symbolbild Fasching Alkohol Beim Faschingsball in Oberwaldbach haben zwei alkoholisierte Männer randaliert und einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst.
Roberta Cojocaru
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:29 Uhr

Ein 19-Jähriger und seine Freunde waren eigentlich da, um in tropischer Atmosphäre gemeinsam mit 2000 Gästen auf der Beach-Party in Sielenbach zu feiern. Doch als der - zu diesem Zeitpunkt bereits betrunkene - Jugendliche verschwand, machten sich seine Freunde Sorgen und alarmierten die Polizei. Zwar blieb der Gesuchte unversehrt, doch das kann auch anders ausgehen. Immer wieder landen Kinder und junge Erwachsene im Krankenhaus, weil sie zu viel Alkohol getrunken haben. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen jedoch, dass es während der Pandemie deutlich weniger jugendliche Rauschtrinker gab. Wie es um den Alkoholkonsum bei Jugendlichen im Landkreis Aichach-Friedberg steht, erklären das Bayerische Rote Kreuz, die Caritas und eine Jugendsozialarbeiterin aus Aichach.

Im Jahr 2021 waren es in Bayern laut Statistischem Bundesamt 2060 Zehn- bis 19-Jährige, die nach einem Alkoholmissbrauch in einer Klinik behandelt werden mussten. In dem Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch ungefähr doppelt so viele Jugendliche. Dazu aussagekräftige Zahlen im Landkreis Aichach-Friedberg zu finden, ist jedoch schwierig. Alexander Faith, Rettungsdienstleiter des Bayerischen Roten Kreuzes Aichach-Friedberg, erklärt, dass anhand derEinsatzstatistik die Fälle von Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen nicht herausgefiltert werden können. Zum einen kann im Nachhinein keine Aussage über das Alter der Patientinnen und Patienten getroffen werden. Zum anderen fallen solche Einsätze unter den Sammelbegriff "internistische Notfälle". Zu diesen gehören allerdings nicht nur Alkoholvergiftungen. Eine klare Klassifizierung ist also rückwirkend nicht möglich.

Alkohol spielt bei den Jugendlichen weiterhin eine wichtige Rolle

Die Leiterin des Jugendzentrums Aichach, Uta Gottschalk, ist der Meinung: "Alkohol ist für die Jugendlichen wichtig. Sie konsumieren es, um cool zu sein, um zu rebellieren und um sich auszuprobieren. Sie werden in der Pubertät erwachsen und möchten eigene Entscheidungen treffen." Der Konsum habe in der letzten Zeit abgenommen. Allerdings könne sie nicht sagen, seit wann dies der Fall sei. Dass die Jugendlichen während der Pandemie weniger getrunken hätten, liege auch daran, dass es weniger Gelegenheiten gab. 

Obwohl im Jugendzentrum kein Alkohol erlaubt ist, komme es manchmal vor, dass einige versuchen, ihn trotzdem hineinzuschmuggeln. Anstatt "mit erhobenem Zeigefinger zu schimpfen", versucht Gottschalk, mit den Betroffenen ein aufklärendes Gespräch zu führen. "Jugendliche dürfen Fehler machen. Wichtig ist aber, diese danach zu thematisieren. Wir nehmen die Jugendlichen dabei ernst und helfen ihnen, daraus zu lernen." Die Jugendsozialarbeiterin setzt bei dem Thema Alkohol vor allem auf die Förderung der Rausch- und Risikokompetenz der jungen Menschen. Sie sollen lernen, verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen, um selbst die richtige Entscheidung treffen zu können und etwa dem Gruppenzwang zu widerstehen. Ein großes Problem bei dem Konsum von Alkohol sei, dass die Jugendlichen oft gar nicht wüssten, wie hoch der Suchtfaktor ist, sagt Gottschalk.

Die Suchtfachambulanz verzeichnet keinen Anstieg während der Pandemie

Sollte das Trinken zur Sucht werden, bietet die Suchtfachambulanz der CaritasAichach-Friedberg den Betroffenen Unterstützung, um Wege aus der Abhängigkeit zu finden. Auch wenn sich das Angebot hauptsächlich an Volljährige richte, komme es in seltenen Fällen vor, dass auch Jugendliche unter 18 Jahren zu ihnen kommen, erklärt Marta Budna-Lamla, Leiterin der Suchtfachambulanz in Aichach. Haben die Eltern mit einer Sucht zu kämpfen, sind in einigen Fällen auch die Kinder von einer Abhängigkeit betroffen und werden von der Caritas unterstützt.

Da die Zahl der Jugendlichen bei der Suchtfachambulanz in Aichach so gering ist, könne Budna-Lamla keine konkrete Aussage zum Alkoholkonsum von Jugendlichen machen. Bis zum Jahr 2019 gab es unter anderem auch in Aichach noch das Präventionsprojekt HaLT - Hart am Limit, bei dem Jugendliche nach dem Alkoholmissbrauch noch in der Klinik Soforthilfe bekommen haben. Barbara Habermann, Leiterin des Referates Sucht und Psychiatrie der CaritasAugsburg, erklärt: "Dieses Projekt war sehr sinnvoll. Leider war es für uns so nicht mehr machbar. Das lag an dem Personal, da wir eine Sieben-Tages-Bereitschaft hatten." Bereits vor der Pandemie sei die Zahl der Einsätze im ganzen Einsatzgebiet jedoch deutlich gesunken. In Aichach habe es im Vergleich zu Augsburg nur sehr wenige Einsätze gegeben.

 
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