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Landkreis Aichach-Friedberg, Friedberg
Corona-Ausbruch am Krankenhaus: Alle Vorwürfe sind vom Tisch
Im Winter 2020/2021 starben 15 Patienten des Krankenhauses Friedberg, als dort Covid grassierte. Nun wird der lang erwartete Bericht des Gesundheitsamtes vorgestellt.
Ute Krogull
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:38 Uhr

Vor über zwei Jahren endete der Corona-Ausbruch am Friedberger Krankenhaus. Am Mittwoch wurde in der Sitzung des Werkausschusses der Abschlussbericht des GesundheitsamtesAichach-Friedberg vorgestellt. Er umfasst 14 Punkte, beinhaltet unter anderem die Zahlen von Infektionen und Todesfällen und ordnet den fachlichen Bericht des Landesamtes für Gesundheit (LGL) sowie die Stellungnahme der Kliniken an der Paar ein. Nach Anzeigen von Angehörigen hatte die Polizei wegen des Vorwurfs fahrlässiger Tötung ermittelt, dieses Verfahren wurde jedoch eingestellt. Im Nachgang prüfte das Landratsamt nun, ob Ordnungswidrigkeiten vorliegen - ebenfalls ohne Ergebnis. 

Laut dem Bericht des Gesundheitsamtes waren von dem Ausbruch, der sich über etwa drei Monate hinzog, nach finalem Stand 63 Mitarbeitende sowie 56 Patienten und Patientinnen betroffen, von denen 15 gestorben sind. Diese Zahlen entsprechen denen, die das Gesundheitsministerium im April 2021 auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Christina Haubrich hin genannt hatte. 15 Infektionen von Patienten sind nach Angaben der Kliniken an der Paar im Krankenhaus Friedberg erfolgt (also nosokomial), davon starben fünf Menschen (eine Person an, eine mit Corona, bei drei gibt es keine Angaben). 16 Infektionswege sind unklar (davon starben sieben Menschen), die meisten anderen infizierten sich extern, ein Fall wurde nicht bewertet. Wie sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infiziert haben, konnten die Kliniken nicht nachvollziehen.

Corona-Ausbruch am Krankenhaus Friedberg: Lagen Ordnungswidrigkeiten vor?

Landrat Klaus Metzger drückte zu Beginn der Sitzung das Bedauern für Todesopfer, Erkrankte und Angehörige aus. Das Personal habe vor extremen Herausforderungen gestanden; in den Kliniken an der Paar - wie auch in allen anderen Einrichtungen - sei ein fehlerfreier Ablauf nicht möglich gewesen. 

Boris Peter, Leiter der Abteilung öffentliche Sicherheit und Ordnung, dem auch das Gesundheitsamt zugeordnet ist, berichtete über die Prüfungen möglicher Ordnungswidrigkeiten. Ein mehrköpfiges Team habe nach Ende der staatsanwaltlichen Ermittlungen unabhängig voneinander jeweils mehrmals die Akten durchforstet. Ergebnis: In vier Punkten seien Ordnungswidrigkeiten nicht auszuschließen gewesen. Diese habe man genau unter die Lupe genommen.

Einige Vorwürfe, etwa über eine FFP-2-Masken-Sorte, die laut LGL die Anforderungen nicht erfüllte, oder zu der Situation in Personalumkleiden, waren bereits durch die Einordnung des Gesundheitsamtes vom Tisch. So ließen sich die Masken wegen der unterschiedlichen Qualität verschiedener Chargen nicht nachtesten und die Kliniken gaben an, im Verlauf des Ausbruchsgeschehens Maßnahmen in den Umkleiden eingeleitet zu haben. Folgende Punkte blieben übrig: 

Erstens ging es um den Vorwurf einer unzureichenden Dokumentation der nosokomialen Infektionen. Auf Basis der Unterlagen von LGL, Klipa und Staatsanwaltschaft kamen die Prüfenden zu dem Ergebnis, dass dies nicht der Fall war. Zwar war erst ab Februar 2021 ein spezielles Computerprogramm verfügbar, doch bereits vorher wurden die Fälle dokumentiert. Dazu ließen sich die Prüfer laut Peter die Dokumente zeigen.

Kommunikation im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch überprüft

Weiter ging es darum, ob die Häufung nosokomialer Infektionen nicht rechtzeitig an das Gesundheitsamt gemeldet wurde. Das LGL hatte mangelhafte Kommunikation vermutet. Laut Kliniken wurden ab dem Jahreswechsel alle Befunde gemeldet - zuvor habe das Gesundheitsamt Schnelltest-Ergebnisse nicht gefordert. 

Drittes Thema war die laut LGL möglicherweise mangelhafte Kommunikation zwischen den Häusern Friedberg und Aichach sowie mit dem Gesundheitsamt. Hier wurden laut Peter keine belastbaren Tatsachen festgestellt. Die Kliniken an der Paar hätten angegeben, die Kommunikation sei nie mangelhaft gewesen und weitere Verbesserungen eingeleitet worden. 

Vierte Frage war, ob der Bedarf an Hygienefachkräften ausreichend gedeckt oder die Fachkräfte überlastet waren. LGL und Kliniken gingen hier von unterschiedlichen Stellenbedarfen aus. Das Prüfungsteam folgte letztlich der Ansicht der Kliniken.

Im Zusammenhang mit dem Ausbruch hatte auch das Gesundheitsamt selber in der Kritik gestanden, unter anderem wegen einer zu späten Anordnung einer Reihentestung der Mitarbeitenden. Hier wandte sich das Landratsamt an die Regierung von Schwaben als Fachaufsicht. Diese hält das Vorgehen des Gesundheitsamtes für vertretbar. 

Man sei alle Fragen sehr akribisch angegangen, so Metzger abschließend. Fragen der Werkausschuss-Mitglieder gab es keine. Nach 25 Minuten war das Thema abgeschlossen. 

 
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