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Wirtschaft
Thyssenkrupp: Warum Tausende Mitarbeiter um ihre Jobs fürchten
Ärger bei Deutschlands größtem Stahlhersteller: Weil ein Deal mit einem Milliardär offenbar nicht transparent kommuniziert wurde, demonstrieren in Duisburg Mitarbeiter der Stahlsparte. Warum sie um ihre Jobs fürchten.
Protest in Duisburg.jpeg       -  Bei Thyssenkrupp gibt es Ärger: Die IG Metall hat die Mitarbeiter der Stahlsparte zu einer Demonstration aufgerufen. Grund ist der Deal des Unternehmens mit einem Milliardär.
Foto: Federico Gambarini, dpa | Bei Thyssenkrupp gibt es Ärger: Die IG Metall hat die Mitarbeiter der Stahlsparte zu einer Demonstration aufgerufen. Grund ist der Deal des Unternehmens mit einem Milliardär.
Ann-Katrin Hahner
 |  aktualisiert: 03.05.2024 06:00 Uhr

Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp durchläuft derzeit große Veränderungen: Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat kürzlich 20 Prozent der Anteile an Thyssenkrupp Steel Europe erworben, was erhebliche Auswirkungen auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter haben könnte. Bei diesen hat sich Angst um ihre Jobs breit gemacht, sodass in Duisburg Tausende Stahlarbeiter auf die Straße gegangen sind.

Übrigens: Die wirtschaftlichen Turbulenzen in Deutschland beschränken sich derzeit nicht nur auf Thyssenkrupp. Auch andere Unternehmen sehen sich mit schwerwiegenden Herausforderungen konfrontiert. Ein Weltmarktführer im Maschinenbau meldete Insolvenz an und stellt die Zukunft der Mitarbeiter in Frage. Ebenso steht ein Aldi-Zulieferer vor dem Aus, was möglicherweise Auswirkungen auf die Produktauswahl haben könnte. Zudem rutscht ein deutscher Möbel-Riese bereits zum zweiten Mal in die Insolvenz, was einen Betriebsstopp zur Folge haben könnte.

Ärger bei Deutschlands größtem Stahlhersteller - Tausende Stellen in der Schwebe

Nach langen Verhandlungen hat Thyssenkrupp am 26. April bekannt gegeben, dass Kretinskys Holding EPCG zunächst 20 Prozent an der Stahlsparte des Traditionskonzerns übernehmen wird. Die Transaktion, die noch im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 abgeschlossen werden soll, bedarf noch der Zustimmung der Behörden und des Aufsichtsrats. Außerdem wird über die Übernahme von weiteren 30 Prozent verhandelt, mit dem Ziel, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, in dem beide Partner jeweils 50 Prozent halten. Dies berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Der Einstieg Kretinskys könnte Thyssenkrupp die nötigen finanziellen Mittel bringen, um in die Produktion von grünem Stahl zu investieren. Dies ist besonders wichtig, da der Konzern in letzter Zeit unter einer schwachen Nachfrage und höheren Kosten litt und sogar Kapazitäten in Duisburg reduzieren musste, was auch zu einem Stellenabbau führen wird. Kretinsky, der durch seine Beteiligungen an verschiedenen Medienunternehmen, darunter der meistgelesenen Tageszeitung seines Heimatlandes, auch erheblichen Einfluss in Tschechien hat und als laut dem Forbes-Ranking als zweitreichster Mensch Tschechiens gilt, wird nun wohl eine noch größere Rolle in der deutschen Industrielandschaft spielen. 

Stahl-Deal mit tschechischem Milliardär - Thyssenkrupp ließ Betriebsrat im Unklaren

Die Ankündigung des Deals hat bei der Belegschaft für große Unruhe und Verärgerung gesorgt. Tausende Mitarbeiter der Stahlsparte planten am 30. April eine Demonstration in Duisburg, um ihren Unmut über die Informationspolitik des Managements auszudrücken. Sie kritisieren, dass sie nicht ausreichend über den Verkauf informiert wurden, und fürchten weitere Jobverluste, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtet. Über die Verhandlungen mit Kretinsky, die bereits seit dem vergangenen Sommer geführt worden waren, und den Abschluss des Geschäfts seien Betriebsrat und Gewerkschaft im Dunkeln gelassen worden, hieß es. 

Tekin Nasikkol, der Vorsitzende des Betriebsrats, betrachtet dies laut WDR-Bericht als einen Skandal und eine gezielte Kampfansage, da bei Thyssenkrupp traditionell solche Entscheidungen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern getroffen wurden, die im Unternehmen einen starken Einfluss haben. Unter der Führung des neuen Chefs Miguel Lopez seit Sommer 2023 werde jedoch eine andere Informationspolitik verfolgt, bei der die Arbeitnehmervertreter nur das gesetzlich notwendige Minimum an Informationen erhielten. Diese Vorgehensweise habe bereits zu Überraschungen geführt, wie dem angekündigten Stellenabbau vor zwei Wochen, der wohl notwendig wurde, weil die Produktionsanlagen nicht voll ausgelastet seien. Thyssenkrupp plant daher, die Stahlerzeugung und -verarbeitung um ein Fünftel zu reduzieren, was den Abbau von Tausenden von Stellen zur Folge haben könnte. (mit dpa)

Übrigens: Inmitten der wirtschaftlichen Umbrüche steht auch ein wichtiger Edeka-Lieferant vor dem Aus, was zur Folge hat, dass bestimmte Produkte möglicherweise nicht mehr verfügbar sein könnten. Ebenfalls muss eine Bäckerei-Kette Insolvenz anmelden, was die Zukunft ihrer Filialen in Frage stellt. Des Weiteren schreibt eine bekannte Deko-Laden-Kette Verluste.

 
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