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Von toten Fischen und normalen Menschen
Veitshöchheim - Die 18. Ausgabe der "Fastnacht in Franken" ist über die Bildschirme geflimmert. Wermutstropfen dabei: Sitzungspräsident Detlef Wagenthaler musste im Verlauf der Prunksitzung krankheitsbedingt das Handtuch werfen und sich in ärztliche Behandlung begeben.
Fasching in MFR - Generalprobe       -  Sehenswertes Finale!
Foto: Thomas Obermeier | Sehenswertes Finale!
Von unserem Mitarbeiter Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 16.12.2020 14:13 Uhr

Die dreistündige Sendung mit über 200 Mitwirkenden wurde vom Präsidenten des Fastnachtsverband Franken, Bernhard Schlereth, weiter moderiert.

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Zuvor war es just Wagenthaler gewesen, der Witz von der feineren Sorte präsentiert hatte: "Stoiber und Schröder angeln vor Publikum. Stoiber zieht einen Fisch aus dem Wasser und schlägt ihn tot. Die Leute murren. Auch Schröder zieht einen heraus; er streichelt ihn. Und erklärt: "Ich streichle den Fisch und den Leuten gefällt's. Und tot geht er so auch."
Am anderen, unterirdischen Ende der Skala witzelte Wolfgang Düringer aus Gochsheim: "Ich sag' zur Klofrau Eisscholle. Das hört sich besser an, als wenn man Scheiß-Olle sagt."

Die "Gebrüder Narr" aus Karlstadt zählen im Fasching zu den Feingeistern. Die teilten gegen Rot-Grün im Besonderen, aber auch gegen Politiker im Allgemeinen aus. Sie demonstrierten auch, dass die Weisheit das tiefere Wesen des Narren ist: "Selbst Ministerpräsidenten sind manchmal ganz normale Menschen. Sie wissen's nur nicht."
Heißmann und Rassau von der Comödie Fürth, ein skurriles fränkisches Paar. Ihre Figuren, die schrulligen Witwen "Waltraud und Mariechen", sind schräg, ihr Witz für den Fasching ungewohnt hirnverdreht - das Publikum war trotzdem aus dem Häuschen.

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"Fastnacht in Franken" zeigte eine Klasse und Vielfalt, die man auf den Prunksitzungen landauf, landab so nicht zu sehen bekommt. Da war der oberlehrerhafte politische Narr Peter Kuhn aus Schweinfurt, der über tumbe Dschungel-Shows räsonierte und dem Publikum empfahl, die "Verschwendung der Menschenwürde" zu bedenken - man hätte eine Stecknadel fallen hören. Sein genial-brachiales Gegenteil war Klaus Karl-Kraus, aus Erlangen. Der vereinte alle Franken im Kampf um "Klöß' mit Bröckle" gegen Preußen-Doldis und blöde Bayern, tat das mit größter Leidenschaft und erntete Begeisterungsstürme. Leute wie er brauchen keine fünfte Jahreszeit - der Mann ist immer ein Knaller.

35 Programmpunkte waren es, gepackt zwischen zwei Sponsorentrailer fürs Millionen-Publikum vor den Fernsehern, mit Wagenthalers "gnadenlosen Witzen", bestaunenswert leichtfüßigen Garde- und phantasievollen Schautänzen, alles in einer aufwändigen Kulisse vor einem gut gelaunten Publikum - so eine Fastnacht können sogar Faschingsmuffel aushalten.

 
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